Im ersten Teil hatte Joe ihrem Retter Seligman vom Beginn ihrer sexuellen Obsession erzählt. In den abschließenden drei Kapiteln bringt sie ihre Geschichte zu Ende. Diese Kapitel sind gefüllt mit Szenen und Assoziationen, mit spielerischen Verbindungen und überraschenden Themen: Mit mehrstimmigen Orgel-Stücken, mit der Freude und dem Leiden in der orthodoxen und der römischen Kirche, mit realen Körpern und ihren Spiegelungen bis hin zu schmutzigen Geschäften und der sauberen Handhabung einer Pistole – und mit starken Emotionen, wie Lars von Trier sie perfekt in Szene zu setzen weiß: Eine Herausforderung und ein großes Kinoerlebnis.
“Egal wie man es dreht und wendet: Lars von Triers NYMPH( )MANIAC ist EIN Werk, ob nun zweigeteilt oder nicht. Man muss attestieren, dass die Zäsur ideal platziert wurde: ‘I can’t feel anything!’, verzweifelt Joe mitten im Akt, und von Trier serviert uns damit einen genialen Cliffhanger zwischen Teil 1 und 2. Dieser Punkt erweist sich schließlich auch als der Anfang vom Ende für die Protagonistin: Vom schmerzhaften Verlust der Lustfähigkeit getrieben springt Joe kopfüber in die Abwärtsspirale und lässt sich beim Versuch, wieder in die Spur zu finden, mehr als nur einen Klaps auf den Hintern geben. Ab dem 6. Kapitel übernimmt die erfahrene Schauspiel-Extremistin Charlotte Gainsbourg die Rolle komplett von der überzeugenden Debütantin Stacy Martin und führt Joe in die düstersten Winkel ihrer Persönlichkeit und verdeutlicht, worin der Selbsthass, der bereits in Teil 1 in den Gesprächen mit Seligman angedeutet wurde, seinen Ursprung hat. Lars von Trier setzt in NYMPH( )MANIAC 2 unbeirrt den im ersten Teil eingeschlagenen Weg fort. Anders als es der Zusammenschnitt am Ende von Teil 1 suggeriert, schlägt er inszenatorisch keine härtere Gangart an, aber dafür bringt er seine Erzählung thematisch konsequent an ihr bitteres Ende und vollendet zugleich seine ‘Depressions-Trilogie’, die er mit ‘Antichrist’ begann und mit ‘Melancholia’ weiterführte.” (filmstarts.de)
Regie: Lars von Trier / Drehbuch: Lars von Trier / Kamera: Manuel Alberto Claro / Schnitt: Morten Højbjerg, Molly Marlene Stensgård / Ton: Kristian Eidnes Andersen, Carlos García, Andreas Hildebrandt / Ausstattung: Simone Grau, Alexander Scherer, Thorsten Sabel / Kostüm: Manon Rasmussen / Produktion: Zentropa Entertainments, Heimatfilm, Film i Väst, Slot Machine, Caviar Films, Artificial Eye, Les Films du Losange / Produzenten: Louise Vesth, Bert Hamelinck, Marianne Slot / Mit: Charlotte Gainsbourg, Stellan Skarsgård, Stacy Martin, Shia LaBeouf, Christian Slater, Jamie Bell, Willem Dafoe, Udo Kier
Dänemark/Frankreich/Belgien/Deutschland 2013 / 122 Minuten / DF, OmU (englisch) / Cinemascope / Dolby 5.1