Manchmal fällt es nicht schwer, zwischen den Zeilen zu lesen: Léonard schreibt Romane, in denen er vergangene Liebschaften verarbeitet und die realen Bezüge mehr schlecht als recht verschleiert. Sein Verleger Alain ist jedoch von dem letzten Manuskript wenig überzeugt und im Augenblick auch mehr mit der Digitalisierung seines Verlags beschäftigt – oder vielmehr mit der attraktiven jungen Mitarbeiterin, die hierfür zuständig ist. Alains Frau Selena dagegen gefällt Léonards Text, vielleicht, weil sie selbst mit einer Affäre in die Angelegenheit verstrickt ist. Ehrlichkeit ist hier ein zumindest flexibles Konzept. Und so diskutieren alle mit viel Witz über Dichtung und Wahrheit sowie den kulturellen und digitalen Wandel, und sehen über ihr zweifelhaftes frivoles Handeln entspannt hinweg. Ein großes Vergnügen!
In ZWISCHEN DEN ZEILEN zeichnet Olivier Assayas mit leichter Hand ein feines Sittenbild des intellektuellen Pariser Literaturbetriebs. Subtil legt er die Doppelleben seiner Helden offen und zeigt in treffenden Dialogen, wie vieles doch gleich bleibt, selbst wenn ständig von Veränderungen die Rede ist. Besetzt mit einem hochkarätigen Ensemble um Juliette Binoche und Guillaume Canet, bietet ZWISCHEN DEN ZEILEN zugleich intelligentes Kino und beste französische Unterhaltung.
Regie: Olivier Assayas / Drehbuch: Olivier Assayas / Kamera: Yorick le Saux / Schnitt: Simon Jacquet / Ton: Nicolas Cantin, Daniel Sobrino, Aude Baudassé / Ausstattung: François-Renaud Labarthe / Kostüm: Jürgen Doering / Produktion: CG Cinéma, Vortex Sutra, Arte France Cinéma, Playtime / Produzenten: Charles Gillibert / Mit: Juliette Binoche, Guillaume Canet, Vincent Macaigne, Christa Théret, Nora Hamzawi, Pascal Greggory, Sigrid Bouaziz, Laurent Poitrenaux
Frankreich 2018 / 108 Minuten / DF, OmU (französisch) / 1 : 1,85