China, im neunten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Die Künste gedeihen, allen voran die Dichtkunst. Erstmals wird die poetische Idee der romantischen Liebe weithin gefeiert. Doch den Alltag der Menschen bestimmt ganz anderes: die Macht der Tang-Dynastie zerbröckelt, Ränke auf höchster Ebene vergiften die Atmosphäre. In diesem Spannungsfeld zwischen Privatem, Poesie und Politik erzählt der taiwanesische Meisterregisseur Hou Hsiao-Hsien eine so lyrische wie actionreiche Geschichte. Deren leuchtende Zentralgestalt ist die schöne Nie Yin-Niang. Sie ist eine Meisterin in der Kunst des Tötens. Nie Yin-Niang arbeitet als professionelle Attentäterin.
Als Kind von zehn Jahren wurde sie einst in die Fremde geschickt. Dort hat eine taoistische Nonne das Mädchen ausgebildet, zu einer Killermaschine von höchster Präzision. Ihre Fähigkeit soll sie nun, dreizehn Jahre später, im Dienst der Machterhaltung der Zentralregierung einsetzen. Die junge Frau wird in ihre einstige Heimat entsandt. Der Befehl: Nie Yin-Niang soll Tian Jian töten, den Gouverneur der größten militärischen Provinz im Norden Chinas. Er ist für sie kein Unbekannter. Denn als Kind war sie ihm, ihrem Cousin, einst zur Ehefrau versprochen worden. Die Konfrontation mit der Vergangenheit setzt Nie Yin-Niang zunächst widerstreitenden Gefühlen aus. Da ist einerseits die melancholische Erinnerung an eine Liebe, andererseits die Pflicht gegenüber den Auftraggebern. Sie nicht zu erfüllen, bedeutet einen ungeheuren Ehrverlust. Dazu sieht sich die Attentäterin mitten im Sturm politischer Probleme. Denn tötet sie den Gouverneur, werden dessen minderjähriger Sohn und damit dessen Mutter, Tian Jians machtbesessene und intrigante Gemahlin, die Provinz beherrschen. Nie Yin-Niang muss schwerwiegende Entscheidungen treffen – für sich und für ihre Heimat.
Regisseur Hou Hsiao-Hsien, eine Ikone des asiatischen Arthouse-Kinos, drehte mit THE ASSASSIN nach achtjähriger Schaffenspause seinen ersten Wǔxiá-Film. Seine erzählerische Raffinesse, exzellentes Schauspiel sowie insbesondere die an entlegenen Schauplätzen Chinas und in der inneren Mongolei kreierte Bildwelt fesseln. Ihm gelang eine Saga von geradezu hypnotischer Schönheit.
Regie: Hou Hsiao-Hsien / Drehbuch: Hou Hsiao-Hsien, Chu Tien-wen, Zhong Acheng, Hsieh Hai-Meng / Kamera: Mark Lee Ping Bing / Schnitt: Huang Chih-Chia, Liao Ching-Song / Musik: Lim Giong / Ton: Tu Du-che / Ausstattung: Hwang Wen-ying / Kostüm: Hwang Wen-ying / Produktion: Spotfilms, SIL-Metropole, Media Asia / Produzenten: Hou Hsiao-Hsien, Chen Yiqi, Peter Lam / Mit: Shu Qi, Chang Chen, Tsumabuki Satoshi, Chang Shao-huai, Zhou Yun, Hsieh Hsin-Ying, Sheu Fang-Yi
Taiwan/VR China/Hongkong/Frankreich 2015 / 104 Minuten / OmU (chinesisch) / Farbe und Schwarz-Weiß