Der elfjährige Ramasan lebt mit seiner Mutter Aminat und seinen beiden jüngeren Schwestern in Macondo, einer Flüchtlingssiedlung am Stadtrand von Wien. Seit dem Tod des Vaters gilt er nach den Vorstellungen der tschetschenischen Gesellschaft als “Mann im Haus”. Aminat ist auf Ramasans Hilfe angewiesen, da er viel besser Deutsch spricht als sie. Ramasans Leben verändert sich, als Isa, ein Kriegskamerad des toten Vaters, in Macondo einzieht. Ramasan sucht die Nähe Isas, doch dieser gibt nichts über seine Vergangenheit preis. Als auch Aminat Interesse an Isa zeigt, gerät Ramasan in einen emotionalen Konflikt.
Macondo gibt es tatsächlich – zwischen Ostautobahn, Kläranlage und Alberner Hafen liegt die Flüchtlingssiedlung Zinnergasse, in der seit den 1950er-Jahren, unbemerkt von einem Großteil der Wiener Bevölkerung, Menschen aus Krisengebieten der ganzen Welt untergebracht sind. Den Namen erhielt die Siedlung in den 1970er-Jahren nach dem Schauplatz von Gabriel García Marquez’ berühmten Roman “Hundert Jahre Einsamkeit”.
Derzeit leben etwa 2000 Menschen aus über 20 Ländern in Macondo, “wo sich die Kriege der letzen Jahrzehnte wie Jahresringe auf einem Baumstamm abbilden.” (Sudabeh Mortezai)
Vor diesem realen Hintergrund zahlreicher Flüchtlingsschicksale entwickelt die aus dem Iran stammende Regisseurin eine berührende Geschichte, die dem Schlagwort “Integration” einen Blick von innen entgegensetzt. “Hier wird einfach eine ungemein authentisch wirkende Geschichte erzählt. Gerade das aber macht den Film eminent politisch – weil es im diskursiven Minenfeld um Ausländer, Asyl und Integration plötzlich um ganz konkrete, wahrhaftig gezeichnete Menschen geht. Mit allem Guten, mit allem Bösen, das in jedem von uns steckt. Dass ein solcher Film ausgerechnet aus Österreich kommt und von Berlin aus ein weltweites Publikum erreicht, ist ein Glücksfall.” (Die Presse)
“MACONDO besticht durch eine fast schon dokumentarische Genauigkeit in der Beobachtung. Die mobile Kamera bewegt sich überwiegend auf Augenhöhe mit ihrem kleinen Protagonisten, folgt ihm auf seinen Gängen durch das Gelände der Asylbewerberunterkunft, schaut ihm buchstäblich über die Schultern, wie er seinen Weg erst finden muss.” (kino-zeit.de)
Regie: Sudabeh Mortezai / Drehbuch: Sudabeh Mortezai / Kamera: Klemens Hufnagl / Schnitt: Oliver Neumann / Ton: Atanas Tcholakov, David Almeida-Ribero / Ausstattung: Julia Libiseller / Kostüm: Carola Pizzini / Produktion: Freibeuter Film / Produzenten: Oliver Neumann, Sabine Moser / Mit: Ramasan Minkailov, Aslan Elbiev, Kheda Gazieva, Rosa Minkailova, Iman Nasuhanowa, Askhab Umaev, Hamsat Nasuhanow, Champascha Sadulajev
Österreich 2013 / 98 Minuten / OmU / 1 : 1,85 / Dolby 5.1