Stojan ist ein unbescholtener Mann, fürsorglicher Familienvater und sehr bescheiden. Ein Kurzschluss der Glühbirne bringt ihm unverhoffte Erleuchtung: ein Heiligenschein ziert plötzlich Stojans Haupt. Er wird zu der Attraktion in der Nachbarschaft und stellt das beschauliche Leben seiner Familie auf den Kopf. Stojans Frau Nada ist vom Trubel schnell genervt. Das Ding muss weg und eine Mütze ist bekanntlich keine Dauerlösung. Doch nachdem auch gründliches Haarewaschen nichts bringt, verdonnert sie ihren Mann zu einem ausgiebigen Curriculum in Sachen Sünde. Ein bisschen Völlerei hier, ein wenig Ehebruch dort. Von derlei Tricksereien lässt sich der edle Nimbus nicht beeindrucken. Stojan ackert sich durch alle Todsünden – und findet schließlich Gefallen an der Grausamkeit. Und nicht nur er. Je herzloser Stojan seinen Vorteil ausnutzt, umso bereitwilliger wird er von den Nachbarn als moralische Instanz akzeptiert. Es stellt sich heraus: der schöne Schein überstrahlt auch noch den schlimmsten Frevel.
Die Geschichte von Stojans Aufstieg ist nur der spektakuläre Auftakt zu Srdjan Dragojevics in drei Episoden geteilte Satire DER SCHEIN TRÜGT, in dem neben scheinheiligen Heiligenscheinen auch die lange Leitung zu Gott und essbare Kunstwerke eine Rolle spielen. Dem “Parada”-Regisseur gelingt nichts weniger als eine so furiose wie groteske Bestandsaufnahme des post-sozialen Europas, eine hinterlistige, äußerst kurzweilige und sehr schlaue Abrechnung mit der Macht der Bilder und der Lust an der Projektion.
Regie: Srdjan Dragojevic / Drehbuch: Srdjan Dragojevic / Kamera: Dusan Joksimovic / Schnitt: Petar Markovic / Musik: Aleksandar Randjelovic / Ton: Darko Glisic / Ausstattung: Jelena Sopic / Kostüm: Tatjana Strugar Dragojevic / Produktion: Delirium Films, Sektor Film Skopje, Ma.ja.de. Fiction, Studio dim, Forum Ljubljana / Produzenten: Biljana Prvanovic / Mit: Goran Navojec, Bojan Navojec, Ksenija Marinkovic, Danijela Mihajlovic, Natasa Markovic
Serbien 2021 / 122 Minuten / DF, OmU (Serbisch)