Der Film erzählt die Liebesgeschichte von Anna und Marco (nicht zufällig heißen sie so wie in Lucio Dallas Lied). Jasmine Trinca, aktuell eine der gefragtesten italienischen Schauspielerinnen, spielt eine Comic-Zeichnerin, die ihre Freiheit nicht aufgeben will, Alessandro Borghi einen Physiklehrer zwischen Machismo und Zerbrechlichkeit. Sie begegnen sich zum ersten Mal, als sie zufällig unter demselben Dach Schutz vor dem Regen suchen. Sie ist dynamisch, impulsiv, er glaubt daran, dass es für jedes menschliche Verhalten eine logische Erklärung gibt. Man trifft sich wieder, landet miteinander im Bett, geht wieder auseinander. Marco ist mit Pilar verlobt, mit der er ein gemeinsames Leben plant, Anna wohnt zusammen mit Tullia. Aber es ist offenbar ihr Schicksal, dass sie miteinander sein sollen.
So entsteht eine turbulente Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen. Jahre vergehen, mehr oder weniger stabil funktionieren die beiden als Paar, Missverständnisse tauchen auf, Unausgesprochenes, Entkommen, Wiedervereinigung, Routine, Zweifel, Schweigen. Aber auch Momente intensiven Glücks. Derweil vergeht die Zeit und auch Anna und Marco verändern sich. Wie kann man als Paar über die Jahre bestehen, welche Superkräfte braucht es dafür? In Annas Comics dürfen die Superhelden normale Menschen sein. Ihre Superkraft ist es, der Zeit zu widerstehen.
Die Zeit ist der eigentliche Hauptdarsteller des Films, der 20 Jahre ihres Lebens umfasst und in diesen Jahren vor und zurück springt. Genoveses Idee, Zeitsprünge miteinander zu verflechten, funktioniert gut. Die wiederholten Flashbacks verlangen nach der Aufmerksamkeit des Publikums, das gar nicht anders kann, als mit den beiden Protagonist*Innen zu fühlen. Genovese schöpft aus dem Vollen der unsterblichen Meisterwerke des romantischen Kinos wie “Love Story” oder “Frankie and Johnny”, wobei er noch einen Fantasy-Touch hinzufügt, der seinem Film trotz des inflationären Themas Originalität verleiht.
Ein weiteres ästhetisches Element von Supereroi ist zweifelsohne die wunderschöne Tonspur mit Songs wie “Born to be alive” von Patrick Hernandez, “Sei bellissima” von Loredana Bertè und natürlich der letzten Single “Supereroi” von Ultimo, die dem Film den Titel gibt.
Wer einen Film über starke Emotionen sucht, dem sei Paolo Genovese SUPEREROI empfohlen. Der Film ist eine Hommage an alle Paare, die mit ihrer Liebe die Zeit überdauern. Sie sind die wahren Superhelden, nicht Spider-Man oder Batman.
Regie: Paolo Genovese / Drehbuch: Paolo Genovese, Rolando Ravello, Paolo Costella / Kamera: Fabrizio Lucci / Schnitt: Consuelo Catucci / Musik: Maurizio Filardo / Ton: Umberto Montesanti / Kostüm: Gemma Mascagni / Produktion: Lotus Production, Leone Film Group, Medusa Film / Produzenten: Marco Belardi / Mit: Jasmine Trinca, Alessandro Borghi, Greta Scarano, Vinicio Marchioni
Italien 2021 / 126 Minuten / OmU (Italienisch)