Sieger sehen anders aus! Der Hotelerbe Johannes müht sich vergeblich, den Ansprüchen seiner dominanten Mutter, seines geschäftstüchtigen Vaters und seiner selbstbewussten Verlobten gerecht zu werden. Aber es mangelt ihm an Entschlusskraft wie an Geschäftssinn. Als Versager abgestempelt und bis zur Selbstaufgabe konfliktscheu, gleicht er eher einem geprügelten Hund als jenem Erfolgsmenschen, den alle aus ihm machen wollen.
Johannes erlebt einen Schock, als ihm das Testament seines Vaters in einem Brief aus Griechenland zugeschickt wird. Nun erfährt endlich auch er, was alle wissen und ihm bisher verschwiegen haben: dass er einem Urlaubsflirt seiner Mutter entstammt, und sein vermeintlicher Vater nur der Ehemann seiner Mutter ist.
Trotzig und überstürzt fährt er in die Wahlheimat seines tatsächlichen Vaters und landet ziemlich verloren auf einer kleinen Kykladen-Insel. Seine Vertrauensseligkeit macht ihn zum Spielball im Ränkespiel um sein Erbe. Ilias, Taxifahrer, Bürgermeister und Notar in Personalunion, erzählt ihm das Blaue vom griechischen Himmel, und dessen Gegenspielerin, die schöne Rina, verstrickt ihn ebenfalls in ein fein gesponnenes Netz aus Lügen und Täuschungsmanövern. Beiden geht es um das Grundstück seines Vaters, das sich sein inzwischen angereister Stiefvater ebenfalls unter den Nagel reißen will. An dessen Seite dürfen Johannes’ Mutter und Verlobte nicht fehlen, um Johannes in alter Gewohnheit zu sagen, was er zu tun und was er zu lassen hat.
Doch dann geschieht das Unerhörte: Johannes widersetzt sich den Wünschen seiner Umgebung. Auf den Spuren seines Vaters hat er zu sich selbst gefunden. Zum ersten Mal im Leben hat er ein klares Ziel. Und er ist entschlossen, es zu erreichen.
Das Schwermütige und das Komische liegen eng beieinander in der Geschichte des an sich selbst (ver-)zweifelnden Johannes. Dass wir dessen Schicksal mit so viel Sympathie und Wärme verfolgen, ist das Verdienst von Thomas Stipsits, der als Charakterdarsteller von Format brilliert – unterstützt von einem spielfreudigen Ensemble und stimmungsvoll in Szene gesetzt im Blau der Ägäis.
Regie: Claudia Jüptner-Jonstorff | Eva Spreitzhofer / Drehbuch: Thomas Stipsits, Iris Moizi, Eva Spreitzhofer / Kamera: Andreas Löv, Eva Testor / Schnitt: Birgit Alava Ordoñez, Claudia Linzer / Musik: Iva Zabkar / Ton: Thomas Schmidt-Gentner, Claus Benischke-Lang, Moritz Fritsch, Rainer Spänle, Tobias Fleig / Ausstattung: Uta Wiegele, Sebastian Thanheiser, Florian Reichmann / Kostüm: Martina List / Maske: Uschi Filipp, Karin Ruthardt / Produktion: e&a Film / Produzenten: Markus Pauser / Mit: Thomas Stipsits, Claudia Kottal, Katharina Straßer, Erwin Steinhauer, Mona Seefried, Margarethe Tiesel, Andreas Vitásek, Kostas Antalopoulos
Österreich 2022 / 100 Minuten